Reise nach Madrid 2016
6-Tagesfahrt nach Madrid, Toledo und Segovia vom 11.4.-16.4.2016
Hier stellt Helmut für den DCCB seine Videos zur Verfügung
Das Fotoalbum hierzu ist hier zu finden.
Abreise
Madrid, die Hauptstadt Spaniens seit dem 16. Jahrhundert ist immer wieder eine Reise wert. Das dachten sich auch die Mitglieder des DCCB, die sich für diese Fahrt entschieden haben. Die meisten kennen Madrid, sie waren schon mehrmals dort, doch für einige war die Metropole neu. Die Hinfahrt war kurzweilig. Bei klarem Himmel und guter Laune ging es auf der AP7 Richtung Valencia, dann weiter Richtung Madrid. Die Landschaftsformationen wechseln, auffallend die leuchtend rote Farbe der Weinfelder, sauber und akribisch bestellt. Wir erreichen die La Mancha, zahlreiche Windräder recken sich in den immer noch blauen Himmel. Riesige Weizenfelder prägen jetzt das Landschaftsbild.
Zum Mittagessen fahren wir jetzt von der Autobahn ab Richtung Chinchón. Kein Hinweisschild, kein Wegweiser zu diesem Ort, der dieses wunderbare Restaurant beherbergen soll, ein absoluter Insidertipp. Wir kommen an im Restaurante „Meson Quiñones“, berühmt für sein ausgezeichnetes Essen – und den Anis-Schnaps „Quinchón“, 73 %, zum Trinken, nicht zum Einreiben.
Danach machen wir einen kleinen Rundgang zur Verdauung durch die Altstadt mit der mittelalterlichen Plaza Mayor, das Wahrzeichen der Stadt, die als eine der schönsten Plätze in ganz Spanien gilt. Einige kaufen in den kleinen schmucken Lädchen ein, der Himmel zieht sich zu und es sieht nach Regen aus. Weiter geht die Fahrt nach Madrid.
Einige Kilometer vor Madrid fallen Storchennester auf, wie überdimensionale Wagenräder thronen sie auf Strommasten – viele davon waren besetzt.
Bei der Ankunft im Hotel GARNIVET, es liegt übrigens im La Ladina-Viertel, ein angesagtes In-Viertel, regnet es – hoffentlich nur jetzt.
Tag 2
Beim Gang durch die Hotelhalle zum Frühstück war allen klar, König Fußball hat die Stadt erobert. Junge Leute, Fans von Real Madrid und vom VFL Wolfsburg sind im Hotel – und freuen sich auf das heutige Fußballspiel. In Madrid hat der spanische Rekordmeister im Fußball seine Heimspiele und seine Heimat im Estadio Santiago Bernabéu. Leider regnet es. Der Bus holt uns ab, wir fahren zum Palacio Real. Die Wolken hängen tief, grau und schwer wie schmutzige Wattebäusche. Wenn's regnet, läuft es sich im Trockenen besser. Vor uns taucht die Basilica San Francisco el Grande auf, prachtvoll und beeindruckend, sie besitzt die größte Kirchenkuppel ganz Spaniens, man spricht von einer der größten der Welt. Wir biegen in die Calle de Bailén ein, fahren vorbei an der Almudena-Kathedrale in der Felipe und Letizia geheiratet haben zum Palacio Real. Die Zufahrt zur Tiefgarage unter der Palacio de Oriente ist zwar auch für Busse gedacht, aber bei der Planung der Straßenbreite muss wohl das Maßband des Architekten zu kurz gewesen sein. Für Antonio war das Fahren mit eingefahrenen Spiegeln Zentimeterarbeit, manch einer hielt hörbar die Luft an.
Am Palacio erwartete uns Christian, wie sich schnell herausstellt, ein wandelndes Geschichtsbuch, sehr charmant mit seinem noch hörbaren Tiroler Dialekt. Der Palacio Real, der königliche Palast, ist das Madrider Stadtschloss, die offizielle Residenz des spanischen Königshauses. Die Festsäle werden nur noch für Repräsentationszwecke und Staatsempfänge genutzt. Prächtige Räume, prunkvoll ausgestattet, wir stehen, staunen und laufen weiter. Christian erzählt mit Begeisterung, leuchtenden Augen, mit seinem schier unerschöpflichem geschichtlichen Wissen. Wo sind die Jahreszahlen, die Namen und die dazugehörenden Geschichten und Begebenheiten abgespeichert?
Danke, Christian, Geschichte kann auch Spaß machen. Wenn man sich nur alles – oder wenigstens einiges – merken könnte. Nachmittags trennt sich die Gruppe, einige machen sich auf den Weg z. B. ins Museum Thyssen-Bornemisza oder ins Prado-Museum oder zum Bummeln in die Gran Via. Der Rest fährt mit dem Bus zum Casa de Campo. Früher war der Park das königliche Jagdrevier, das in einem öffentlichen Park umgewandelt wurde. Eine Seilbahn , die Teletrafico, überquert den Park und bietet einen eindrucksvollen Blick über weite Teile des Parks. Das Wetter könnte schöner sein, aber man ist zufrieden, es könnte ja auch schlechter sein. Der Bus bringt uns danach wieder zurück zum Hotel. Abends läuft das Fußballspiel, Madrid war besser.
Tag 3
Straff organisiert war unser Programm, um 7 Uhr wecken, um 8 Uhr frühstücken, um 9 Uhr Abfahrt – glücklich der, der keine Nachteule ist. In den Zimmern, die zur Straßenseite lagen, waren die spanischen Fussballfans, die sich auf den Straßen über ihren Sieg freuten, nicht zu überhören.
Unser Guia Christian erwartet uns um 9 Uhr und pünktlich beginnt unsere Stadtrundfahrt. Seine spannenden Erzählungen über Madrid und seine Geschichte lassen die Zeit wie im Flug vergehen. Madrid liegt 650 m über dem Meeresspiegel und ist die höchst gelegene Hauptstadt Europas. In den letzten 100 Jahren ist die Einwohnerzahl auf 3,2 Millionen gestiegen, mit den Umlandgemeinden erreicht Madrid sogar ca. 6 Millionen Einwohner. Madrid ist in einem Weltreich Hauptstadt geworden, in dem die Sonne nicht untergeht. Wir fahren durch das Viertel der Habsburger und Bourbonen, über die Plaza Mayor, Puerta del Sol – das pulsierende Herz Madrids, dort ist auch der „Kilometer Null“. Hier steht auch das Wahrzeichen der Stadt, eine Bronzestatue, die bekannteste Statue Madrids, der Bär mit dem Erdbeerbaum. Die Statue symbolisiert die Einigkeit zwischen Adel, der Bär, und dem Klerus, die Erdbeere, bei der Aufteilung des Landes um und in Madrid im Mittelalter. In der Sylvesternacht versammeln sich hier Tausende und zählen die letzten Sekunden des Jahres mit den Gongschlägen der Uhr Puertas del Sols.
Weiter geht es zum Brunnen der Cibeles mit der alten Post und weiter zur Puerta Alcala. Viele berühmte Sehenswürdigkeiten bekommen wir im Schnelldurchlauf zu sehen, so fahren wir auch durch die Gran Via, die berühmte Einkaufsstraße, in der es alles, was schön, gut und sehr teuer ist, erhältlich ist. Unweit des Prado Museums an der Plaza Emperador Carlos V. liegt im Zentrum der Stadt der Bahnhof Madrid Puerta de Atocha. Die umgestaltete ehemalige Bahnhofshalle beherbergt jetzt unter dem riesigen Gewölbe aus Gusseisen und Stahl im Jugendstil erbaut, einen tropischen Palmengarten. Auf unserer Fahrt kommen wir am Estadio Santiago Bernabéu vorbei, das sich im Besitz von Real Madrid befindet. Für eine Besichtigung reicht die Zeit leider nicht, aber ein „fliegender Händler“ nutzt die Gunst der Stunde und verkauft Fanschals vom Fußballspiel Wolfsburg : Real Madrid.
Wir fahren weiter hinaus aufs Land nach San Lorenzo del Escorial in der Sierra de Guadarrama zum Mittagessen. Das Restaurante La Villa in der Avda. de la Constitución ist ein alt-ehrwürdiges Restaurant in dem traditionelle Eintöpfe, fantastische Steaks vom Holzkohlegrill, leckerer Fisch und unvergessliche Nachtisch-Variationen vom Wiederkommen träumen lassen.
Durch San Lorenzo führt eine wunderschöne Platanenallee vorbei an alten Häusern mit Granitverkleidung hoch zum Real Sitio de San Lorenzo de El Escorial, eine Schloss- und Klosteranlage, das von der UNESCO 1984 zum Weltkulturerbe erklärt worden ist. Auf Initiative des Königs Philipp II. von Spanien wurde das Monument von 1563 bis 1584 nach den Plänen von Juan Bautista de Toledo erbaut. Die Spanier sprechen gerne vom achten Weltwunder, wenn die Rede auf das gewaltige Klosterschloss El Escorial kommt. Es gilt als der größte Renaissancebau der Welt. Und wieder beeindruckt Christian mit seinem Wissen um die Historie von El Escorial, seinen Architekten, den Erbauern, den Bewohnern. Wir betreten das El Escorial durch den Seiteneingang und gehen durch Sicherheitsschleusen.
Innenhof der Könige
Basilika
Pantheon der Könige
Museum der Architektur
Grosser Kreuzgang
Bibliothek
Müde und erschlagen von den Eindrücken und Informationen schleichen wir buchstäblich zum Bus. Trotz unserer Müdigkeit fanden wir es schade, dass es für einen Besuch des Valle de los Caídos (Tal der Gefallenen) zu spät war. Hier befindet sich die Grabstätte des spanischen Diktators Francisco Franco, die er schon zu seinen Lebzeiten erbauen ließ. Ein 155 Meter hohes und 44 breites Betonkreuz ist weit übers Land hin sichtbar und gedenkt der Toten.
Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir zurück nach Madrid, im Feierabendverkehr, auch in dieser Stadt ein Geduldsspiel.
In der Innenstadt von Madrid sind Menschenmengen unterwegs: Scharen von Barcelona-Fans und Atlético-Fans sind auf dem Weg zum Estadio Vicente Calderon.
Heute wird es spät; denn um 22 Uhr steht noch eine Flamenco-Show auf dem Programm.
Im „Las Tablas Nuevo Espacio Escénico Tablao Flamenco“ war für uns reserviert. Ein Tablao Flamenco ist ein Lokal mit einer Bühne für Flamenco-Darbietungen. Eine nüchtern wirkende, puritanisch eingerichtete Bar, eine nicht sehr große quadratische Bühne und nacktes Licht empfängt uns. Einige Minuten noch, die Bar füllt sich, Licht aus – Spott an – die Show beginnt. Jetzt war klar – aller Schnickschnack ist nebensächlich. Die Flamenco-Tänzerin kommt ins Scheinwerferlicht – steht regungslos auf der Bühne und plötzlich ergreift sie ein Gefühl, sie setzt die ersten zaghaften Tanzschritte, dann steigert sie sich mit ganzem Temperament wie in Ekstase. Ihre Röcke wehen, der Blick ist leidenschaftlich, ihre Bewegungen sinnlichstark, die Füße schlagen den Rhythmus, die Arme schweben elegant durch die Luft. Sie folgt der Melodie und Harmonie der Gitarre und des Sängers und improvisiert aus dem Moment heraus. Durch diese Vereinigung entsteht eine perfekte Mischung aus Tanz, Musik, Leidenschaft und Emotionen. Leiden, Freude und Stolz werden auf sehr impulsive Weise ausgedrückt. Kaum ein anderer Tanz bringt Gefühle wie Verzweiflung und Schmerz, aber auch überschäumende Lebensfreude und Stolz derart zum Ausdruck. Dann ein Duett mit Frau und Mann, es entsteht eine Demonstration von Leidenschaft, eine energische Performance, die sich um Liebe, Leidenschaft, Erotik und Gefühl dreht.
Beim Flamenco denkt man unwillkürlich an Leidenschaft, anmutige Drehungen, Blicke und energische Steppschritte. Flamenco ist getanzte Erotik. Man kann Flamenco nicht erklären, Flamenco muss man erleben, in dem man sich vollkommen der Musik und dem Tanz hingibt, der Funke von der Bühne auf den Zuschauer überspringt.
Nach der Show gehen wir zu Fuß zu unserem Hotel zurück, einige Barcelona-Fans begegnen uns, sie sind leise und bedrückt, ihr Verein hat gegen Atlético Madrid im Estadio Vicente Calderon verloren. Wir haben auch Tommy verloren – Inusch und er sind kurzerhand mit dem Taxi zurückgefahren, war doch ein bisschen weit.
Jeder wird froh sein, sich in seinem Bett ausstrecken zu können.
Tag 4
Heute steht eine Fahrt nach Toledo an. Pünktlich um 9 Uhr geht’s los. Stadtauswärts fahren wir auf der Stadtautobahn, die direkt am Fluss Manzanares entlangführt. Sie führt direkt unter der Haupttribühne des Estadio Vicente Calderon hindurch. Bei strahlendem Sonnenschein führt uns der Weg nach Süden hinein in ein weites, flaches Land. Im Norden sieht man die schneebedeckten Berge. Olivenhaine wechseln sich mit Steineichen-Wälder ab, wir erreichen die La Mancha.
Von weitem grüßt der Alcazar von Toledo, er wurde im Bürgerkrieg total zerstört, Franco ließ ihn in alter Größe wieder aufbauen. Vom Norden kommend meandert der Rio Tajo durch das Tal und liegt uns zu Füßen. Wir werden schon von unserer Guia Gloria erwartet, eine richtige Nudel, wortgewandt, schlagfertig, tiefgründig und sehr charmant. Der Schalk sitzt ihr im Nacken. Es macht ungemein Spaß, ihr zuzuhören. Und es macht ihr Spaß, den Besuchern ihre Stadt zu zeigen, ihnen die Geschichte näher zu bringen, Gloria macht nicht nur Werbung, sie ist Werbung für diese Stadt. Toledo ist eine einzige Sehenswürdigkeit, sie ist komplett UNESCO-Weltkulturerbe. Die Spuren aus der damaligen Zeit sind in der um 190 v. Chr. gegründeten Stadt bis heute zu besichtigen.
Sie ist die Stadt der 3 Kulturen, Moslems, Juden und Christen wohnten hier zur gleichen Zeit, Stadt des Marzipans, in Dutzenden Manufakturen hergestellt und Stadt auf 7 Hügeln. Außerdem beherbergt sie 107 Museen.
Keine andere spanische Stadt verkörpert so viel spanische Geschichte auf engem Raum wie Toledo.
Mit dem Bus fahren wir zum Mirador del Valle an der Umgehungsstraße Carretera Circunvalación gelegen, mit einem spektakulären Blick auf Toledo. Die Stadt thront auf einem Felsen, der auf drei Seiten vom Fluss Tajo umflossen wird, der Alcázar dominiert zusammen mit der Kathedrale das Bild der Stadt.
Vom Busbahnhof Puerta de Alfonso VI führt eine bequeme Rolltreppe hoch in die Altstadt, wir laufen nicht den „Colesterinweg“, den Gloria uns spitzbübisch lächelnd zeigt. Am Plaza de Zocodover begrüßt uns Mc Donald, die „amerikanische Botschaft“ wie uns Gloria aufklärt. Von dort laufen wir durch die engen Strassen zur Catedral Primada de Toledo. Man vermutet, dass hier eine der größten Moscheen der arabischen Bewohner stand. Wie übrigens alle Kirchen und Moscheen im Laufe der Jahrhunderte je nach den Geschmäckern der Gönner immer wieder umgebaut wurden. Viele dieser Gebäude wurden später für Verwaltungs-, Privat- und zivile Zwecke genutzt. Die Kathedrale ist ein Prachtbau, gefüllt mit Kunstschätzen, die alle zu betrachten, das Auge überfordern. Man müsste stundenlang stehen oder sitzen um von den Bildern, die sich bieten, alle Details erfassen zu können. Direkt neben dem Eingang befindet sich der Tesoro (Schatz). Die Monstranz aus Gold und Silber hat ein Gewicht von über 170 Kilogramm. Zahlreiche Gemälde birgt die Sakristei mit Werken von El Greco, Goya, Ribera, Raffael und van Dyk. Im Chorraum liegen sich die Epistelorgel und die Evangelienorgel gegenüber. Der Kapitelsaal und der Hauptaltarraum bergen zahlreiche Fresken und Werke berühmter Bildhauer. El Greco war ein Sohn der Stadt, sein Wohnhaus beherbergt heute das Museum.
Die Kirche Santo Tomé beherbergt das berühmte Bild El Grecos „Begräbnis des Grafen von Orgaz“. Von der jüdischen Synagoge laufen wir zum Monasterio de San Juan des los Reyes, an dessen Aussenwand Ketten angebracht sind, die angeblich von christlichen Sklaven stammen, die aus maurischer Gefangenschaft befreit wurden. Weiter führt uns der Weg zur Puerta del Cambrón, hinunter zur Puente de San Martin. Vom Alcázar, der heute das Militär-Museum beherbergt, gehen wir zurück zum Plaza de Zocodover, fahren mit der Rolltreppe nach unten zum wartenden Bus. Gegen 18 Uhr fahren wir zurück nach Madrid.
Tag 5
Am vorletzten Tag unserer Reise besuchen wir Segovia. Die Stadt liegt im Zentrum Spaniens, in der Autonomen Region Kastilien-León und liegt 1000 Meter über dem Meeresspiegel.Wieder fahren wir auf der Stadtautobahn unter der Haupttribühne des Stadions Calderon Richtung Toledo. Über der Sierra hängen tiefe Wolken, dann durchfahren wir einen 3,3 km langen Tunnel. Endlich wieder ans Licht gekommen, empfängt uns strahlend blauer Himmel. Rechts von uns blitzen Schneefelder auf, für eine Schneeballschlacht würde es reichen. Landschaftlich wunderschön liegt die Sierra, eine Hochebene mit saftigen Weiden, auf denen herrliche Pferde grasen, mit riesigen Weiten und rechts die schneebedeckten Berge. Bilder zum Träumen. 400 Jahre wurde hier Wollproduktion betrieben, die Wolle über alle Meere in alle Welt verschifft. Dann kam mit den Schiffen die Wolle aus China, die Wollproduktion war zerstört, die Menschen wanderten nach Süden ab, jetzt wird Landwirtschaft und Tourismus betrieben. Wir kommen in Segovia an, der Bus hält vor dem Wahrzeichen und dem ganzen Stolz der Stadt, dem Aquädukt. Es ist eines der beeindruckendsten Bauwerke, das die Römer in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts nach Christus erbaut und hinterlassen haben. Die 166 Torbögen werden ohne Mörtel von Granitquadersteinen geformt. Sie werden nur durch das Kräftegleichgewicht zusammengehalten und halten sich so bis in unsere Zeit.
Unser Guia Miguel erwartet uns an der Plaza de la Artilleria. Das Aquädukt bietet einen eindrucksvollen Hintergrund für unser Gruppenfoto. Von diesem Platz aus erscheint der Aquädukt am größten und monumentalsten – er ist hier mehr als 28 Meter hoch. Von dort geht es durch die Torbogen auf die Plaza del Azoguejo, entlang der Calle de Cervantes zur Kathedrale Nuestra Senora de la Asunción y San Frutos an der Plaza Mayor. Die Kathedrale ist ein wunderbares spätgotisches Bauwerk. Sehenswert die kastilischen und flämischen Glasfenster, der Hauptaltaraufsatz aus Marmor und Bronze, das Chorgestühl und die Barockorgeln, sowie weitere einzigartige Kunstwerke. Über die Plaza Mayor geht es weiter zum Alcázar. Diese Festung, die wie ein Schiff aussieht, liegt über dem Steilhang der Flüsse Eresma und Clamores. Am Eingang befindet sich ein tiefer Burggraben mit einer Brücke, die früher eine Zugbrücke war. 1862 wurde die Festung durch einen Brand fast vollkommen zerstört. Ende des 19. Jahrhunderts begann der vollständige Wiederaufbau. 1985 wird die Stadt zum Weltkulturerbe erklärt.
Ein gutes Essen in einem der Restaurants gehört zum Besuch in Segovia dazu.
Zur segovianischen Küche gehört das leckere Spanferkel, das weiche Milchlamm, beides im Ofen zubereitet. Wir essen im El Fogón Sefardi ein ausgezeichnetes „Cochinillo“. Auf dem Rückweg zum Plaza de la Artilleria machen wir einen Bogen zum oberen Teil des Aquädukts, von wo aus wir einen eindrucksvollen Blick auf die Plaza del Azoguejo haben und auf das angeblich älteste Restaurant Segovias.
Die Fahrt zurück nach Madrid führt uns einige Kilometer von Segovia entfernt, am Fuße des Guadarrama Gebirges gelegen, an dem eindrucksvollen Schloß San Ildefonso in La Grancha vorbei, hinauf auf den Puerto Navacerrada, ein Gebirgspass von 1858 Meter über dem Meeresspiegel. Der Pass ist Teil der Sierra de Guadarrama. Das Skigebiet reicht bis in eine Höhe von 2180 m. Es liegt teilweise Schnee, doch das Gebiet hält jetzt im Sommer seinen Winterschlaf, nichts ist los. Schade, dass wir keinen Stopp eingelegt haben.
Heute Abend ist schon Packen angesagt, denn morgen früh treten wir die Heimreise an.
Tag 6
Die restlichen Utensilien finden den Weg in die Koffer, der Bus fährt wieder pünktlich ab. Zuvor hat Antonio noch unser Gepäck verstaut. Es sieht so aus, als ob der ein oder andere leicht bauchig geworden wäre, in Madrid kann man schon herrlich shoppen – nicht nur Sigt-Seeing-Touren machen. Der Himmel weint ein bisschen beim Abschied, doch in der Ferne leuchtet über dem Horizont ein blauer Streifen, dem fahren wir entgegen. Kurzer Boxenstopp auf der Wegstrecke: Ein Tischchen wird aufgestellt – die Sektkorken knallen: Heinz Tarrach hat heute 79. Geburtstag – Hoch soll er leben!
Die Autobahn verlassen wir wieder Richtung Belmonte, nach Chinchon, dem Insider-Tipp. Wieder essen wir im Restaurant „Meson Quiñones“, einfach lecker. Abschließend laufen wir nochmal durch Chinchon, über die Plaza Mayor zum Parador, trinken Kaffee und gehen gemütlich zum Bus. Wir lassen schwarze Wolken hinter uns und fahren durch verschlafene Dörfchen Richtung Autobahn. Die Gassen sind so eng, dass kaum 2 Eselkarren aneinander vorbeikommen, des kommt wie es muss, ein Bus, aber Antonio meistert auch diese Herausforderung. Links der Autobahn Richtung Valencia grüßen uns die Ausläufer der Sierra de Teruel und die Weinbaaugebiete. Es wird nochmals ein Stopp für ein „Verdauerle“ eingelegt, Leonore spendiert „Eierlikör“ Hausfrauenart. Dann geht es endgültig Richtung Heimat. Eine schöne und erlebnisreiche Reise geht zu Ende.
Leonore Pfeifer-Wolf